Diskussionsbeispiel: Nordgrat-Latok I, 7.145 m, Karakorum
Nach 40 Jahren vergeblicher Versuche kletterten die Slowenen Aleš Česen und Luka Stražar mit dem Briten Tom Livingstone über den als unbezwingbar geltenden Nordgrat.
Jochen Hemmleb auf Facebook: „ … Aber eben doch nicht den kompletten Grat, wie etliche Quellen inzwischen berichten. Sie sind nach 2/3 nach rechts gequert und auf die Südseite gewechselt, über die sie das letzte Stück zum Gipfel stiegen. Stark in jedem Fall – aber der Meilenstein ist noch zu holen!“
Aleš Česen zu Lisa-Maria Laserer auf www.bergsteigen.at: „Unser Ziel war es, den Latok 1 von der Nordseite aus zu besteigen. Wir haben nie gesagt, dass wir den Latok I Nordgrat vollständig gemacht haben, sondern bis ca. 6.400 m. Dann sind wir nach rechts zum Westsattel und von dort auf den Gipfel. Das erschien uns als die sicherste Aufstiegslinie …“
Rund 30 Expeditionen waren an dieser Route gescheitert, so auch die beiden Russen Sergey Glazunov und Alexander Gukov zwei Wochen davor. Glazunov stürzte beim Abstieg in den Tod, Gukov wurde erst sechs Tage später auf 6.200 m von der pakistanischen Armee mit einem Helikopter aus der Wand geholt. Er erhebt den Anspruch, dass er und Glazunov die ersten gewesen seien, die den Grat vollständig geklettert wären – allerdings ohne den Gipfel zu erreichen.
Quelle: div. Berichte im Internet
Experten-Meinungen:
Walter Siebert: „Ich glaube, dass Bergsteigen von Anbeginn an mit Betrügereien verbunden war, das ist weder neu, noch ungewöhnlich. Solange man etwas davon hat (Anerkennung, vielleicht sogar Geld), und Betrüger nicht massiv geächtet werden (im Gegenteil), wird es das auch weiterhin geben. Überhaupt sind die bergsteigerischen Heldentaten immer schon von moralisch zweifelhaften Verhaltensweisen begleitet gewesen.
Ob Hermann Buhl und alle, die ihn feierten, Bedenken hatten, dass ein so schweres Doping, wie sich mit Crystal Meth (Pervitin) vollzupumpen, unsportlich ist? Es als Erfolg zu feiern, dass Riccardo Cassin und Vittorio Ratti sich an den Haken von Sepp Meindl und Hans Hintermeier hinaufhangelten und diese sogar rausschlugen, ist nur typisch für die Szene – anstatt sie zu ächten. Andere die Schlüsselstelle vorbereiten lassen, sich dann vorbeischleichen und sogar die Haken herausschlagen! Wer kann sowas feiern?
Diese Liste könnte ein Lexikon füllen. Was Betrug ist und was nicht, kann nur die Community entscheiden. Und die ist sehr großzügig. Man merkt es auch am verharmlosenden „Schwindeln“ oder „Schummeln“ – das klingt doch gleich viel netter als Betrug. Ich wäre dafür, dass sich jeder selbst ein Zertifikat ausstellen darf, und es von der entsprechenden Organisation abgestempelt wird. Viele würden dann vielleicht nur ins Basislager gehen und sich dann ein Gipfelzertifikat ausstellen lassen. Da es jetzt quasi auch schon so ist, würde es das Ganze nur transparenter machen und die Absurdität vielleicht noch deutlicher. Für den Berg wäre es ohnehin besser, wenn weniger auf ihm herumklettern.“
Thomas Rambauske: „Für mich eine ganz klare Angelegenheit: Ein Berg gilt für mich nur dann als bestiegen, wenn auch der Gipfel erreicht wurde. Warum? Weil der Gipfel der einzige Punkt ist, der unleugbar und unverfälschbar mit technischen Mitteln zu ermitteln ist. Zudem kann ich ohne Probleme beweisen, dass ich ganz oben war. Höher hinauf geht es da nicht, ich bin on top, am Ende des Berges angelangt. Ohne Zweifel, ohne Wenn und Aber. Ende. Geschafft.
Eine Stufe unterhalb dieses höchsten Punktes ist für mich NICHT der Gipfel. Also auch nicht der Gilmans Point am Kilimanjaro oder irgendein Punkt am K2. Einen Berg als bestiegen zu erklären, wenn ich ein Ziel UNTER dem Gipfel erreicht habe, erhebt ja zudem die große Frage: Ab wann gilt der Berg als bestiegen? Welcher Punkt gilt als „Gipfel“? Bis wohin muss ich gehen, um als Gipfelsieger dazustehen? Wer bestimmt das? So gesehen könnte ja jeder behaupten, es genüge etwa, das letzte Lager des Everest zu erreichen, um ihn als bestiegen zu erklären. Denn der finale Hillary Step sei ja ach so schwer, so gefährlich, so ausgesetzt etc. etc. Einen Berg bis zum Ende seiner „Komfortzone“ zu begehen und dann zu behaupten, ihn bestiegen zu haben, ist nicht nur unfair, sondern aus alpin-ethischer Sicht auch höchst unrecht. Fazit: Nur on top ist der Gipfel erreicht.“
Leo Graf: „Meine unmaßgebliche Meinung betrifft im Wesentlichen nur Amateure, denn Profis kontrollieren einander recht gut, ein Regelverstoß kann den Job kosten. Und die ,Himalayan Database‘ leistet saubere Arbeit. Wenn nun ein Teilnehmer kommerzieller Bergreisen am Stammtisch von seinen Erlebnissen erzählt, so regt mich das in der Regel nicht sehr auf. Ein hoher (vielleicht nicht ganz bestiegener) Gipfel bleibt oft DAS Abenteuer des Lebens und wem schadet die kleine Schummelei. Diese Leute betrügen sich ja nur selbst und eine spätere Erkenntnis dessen ist gar nicht ausgeschlossen. Schon im Jahr 1985 blieb unser ,Führer‘ zum Kibo am Gilman´s Point zurück. Wie haben ihn nicht vermisst! Soll man vielleicht in Zukunft als Gegenmittel jeden bemerkenswerten, interessanten Gipfel mit einem Kreuz, Halbmond oder Gebetsfähnchen versehen? Jedenfalls ist mir niemand bekannt, der nach Umkehr am Kleinglockner behauptet hätte auf dem Großen gewesen zu sein.“
Franz Grohmann: „Ich glaube, dass eine derartige Diskussion überhaupt nichts bringt, da es klare Fälle gibt, aber viel mehr offen bleibt und ohne klare Regeln niemals ein Ergebnis erzielt werden kann. Derartige Regeln haben aber den Charakter einer Schwierigkeitsbewertung und erzeugen wieder nur Diskussionen ohne eine Aussicht auf eine allgemein anerkannte Lösung.
Niemand wird erwarten, dass bei einer Schitour die Gipfelwechte auch noch bestiegen werden muss oder auf den Weltbergen wilde Büßerschneegebilde, die schon von der Sonne durchlöchert sind und möglicherweise einbrechen, erklommen werde müssen, bloß weil sie zwei Meter höher sind. Auch ich selbst habe ich einmal im ÖAK-Tourenbericht einen Gipfel angeführt, auf dem ich mit Schiern im Nebel oben zu sein glaubte und bei dem ich Jahre später bei guter Sicht feststellen musste, dass es nur ein vielleicht 15 m niedrigerer Vorgipfel war.
Für mich persönlich bin ich in dieser Frage eher penibel und gebe einen Gipfel im Zweifel eher nicht bzw. mit entsprechendem Kommentar an, möchte aber meine Einstellung niemandem aufzwingen. Ich wünsche mir hier Respekt vor der persönlichen Entscheidung und Achtung der Freiheit am Berg. Die Art, wie manche Alpinredaktoren versuchen, den Wahrheitsgehalt von Angaben zu überprüfen, finde ich einfach peinlich. Ich möchte den Alpenklub vor solchen traurigen Schiedsrichterrollen bewahren und rate von jeder ausufernden Diskussion ab.
Mir ist es jedenfalls lieber, wenn als Beispiel vielleicht 5 % der Seven Summits eigentlich 6 ¾ Summits heißen sollten, als wenn jede Besteigung, die nicht zu 100 % dokumentiert ist, sofort angezweifelt wird. Solche Verpflichtungen zur Dokumentation würde ich persönlich jedenfalls ablehnen, auch wenn mir eine Bergfahrt dann zu Unrecht „abgesprochen“ wird.“
Michael Hochgerner: „Auf einem Gipfel war man oben oder nicht, das weiß man doch. Und wenn es aus irgendeinem Grund nicht geklappt hat, kann man dazu stehen, und muss nicht irgendwelche Gschichteln erfinden. Beim Klettern ist es genauso, entweder ich bin eine Route im Vorstieg bis an ihr Ende rotpunkt geklettert oder eben nicht, weil ich es nicht bis ganz hinauf geschafft und mich bei den Zwischensicherungen angehalten habe oder im Nachstieg unterwegs war. Die Selbsteinschätzung muss passen und Spaß sollte es auch machen. Als Amateur braucht man sich ja nichts zu beweisen. Als Profi muss man mit der Erwartungshaltung und dem Erfolgsdruck zurechtkommen. Aber wer im medialen Rampenlicht steht, sollte erst recht korrekt berichten!“
Teddy Auterith: „Dieses Jahr habe ich mit meiner Frau die SW-Kante des Mangart erklommen (7 SL in schönem Fels und gut abgesichert). Auf den Gipfel haben wir verzichtet, und den Abstieg über den versicherten Steig genommen. Waren wir damit auf dem Mangart? Eigentlich ist mir das ziemlich egal, und es ist doch überhaupt nicht wichtig! Wenn jeder zu sich selbst und anderen Menschen gegenüber ehrlich ist, und den Umkehrpunkt erwähnt, dann kann diese Frage nicht zu Diskussionen führen.“
Heinz Zimmermann: „Eigentlich ein klarer Fall! Früher zählte nur der Gipfel. Auch wenn wegen des Wetters oder der Verhältnisse schon 70 m vorher umdreht wurde, war man nicht oben. Selbst wenn die Leistung fast die gleiche war: man war nicht oben. Einigen Leuten war das bewusst, sie sind halt noch einmal hinaufgegangen – zur eigenen Befriedigung. So war´s früher. Heute sind Leute unterwegs, die nur mehr damit angeben wollen und so passiert es schon mal, dass Touren ziemlich großzügig abgehandelt werden. Je nach Charakter war´s ja eh schon fast oben und das Volk verzichtet sowieso auf Einzelheiten. So ist´s eben heute.“
Markus Gschwendt: „Interessanter Artikel! Mich hat diese Frage vor 4 Wochen ebenfalls sehr beschäftigt. Der Pik Pobeda im Tien Shan mit 7439 m gilt als der schwierigste 7000er der ehemaligen UdSSR. Ich habe den Pobeda 2017 am Normalweg (Classic Route) solo bis auf 6600 m bestiegen. Heuer auf der Abalakov Route bis auf den Gipfel – oder auch nicht. Das Basecamp-Team stellt Zertifikate vorort für Khan Tengri und Pobeda aus. Beim Khan Tengri wird nicht wirklich nachgefragt Jede/r die/der zurückkommt kann behaupten, oben gewesen zu sein und erhält das Dokument.
Beim Pobeda ist man kritischer und will Beweise. Der Basecamp-Leiter Dimitri war selbst mehrfach (über die Classic Route) am ,Gipfel‘ (oder vielleicht auch nicht wirklich), hat aber sonst nicht viel Ahnung – weder vom Pobeda noch von anderen Bergen dort. Laut verschiedener Beschreibungen und Topos ist nicht klar, ob der höchste Punkt Ost oder West am etwa 600 m langen Gipfel ist. Vom Normalweg gehen die Leute vermutlich auf den westlichen Gipfelpunkt und das wird als erfolgreiche Besteigung akzeptiert. Tatsächlich dürfte jedoch der östliche Punkt geringfügig höher sein.
Bei meiner Besteigung am 11.8.2018 über die Abalakov Route bin ich genau in der Mitte der beiden Punkte gestanden und habe (wegen der fortgeschrittenen Tageszeit) dies zum Umkehrpunkt erklärt – lt. GPS 7405 m. Da über mir noch eine vereiste Wechte war, die ich nicht alleine erklettern wollte, konnte ich auch kein Foto von China machen, welches als Gipfelbeweis anerkannt worden wäre. (mein Partner hat auf 7000 m wegen Kälte umgedreht).
Einer Iranischen Gruppe, die etwa eine Stunde vor mir am selben Punkt umkehrte, wurde das Zertifikat verwehrt – mit folgender Begründung: „Der Basecamp-Leiter hat sie mit dem Fernrohr nie oberhalb von Camp 3 gesehen. Und Iraner schummeln/lügen sowieso immer.“ Wo Camp 3 sein soll, ist mir unklar, weil die Iraner bis zum letzten Camp auf 6600 m, wo wir sie eingeholt haben, mindestens 4 Camps hatten. Somit stellt sich auch beim „Schneeleoparden“ die Frage, wie seriös das abläuft. Soviel zu meinen Erfahrungen.“
Peter Schier: „Ganz klar, dass nur der höchste Punkt zählen sollte!“
Herwig Frisch: „Es gibt verschiedene Blickpunkte zu dem Thema, den genauen, wissenschaftlichen, aber auch einen persönlichen, emotionalen. Mit der Wissenschaft ist es einfacher, im Brockhaus steht unter „Gipfel“: oberster Teil eines kegel- oder kuppelförmigen Berges.
Über die andere Seite kann man eine lange Diskussion führen und es ist vielleicht symptomatisch für unsere Zeit, dass vor das Erlebnis Berg, Natur, Alpinismus die Leistung, die in Stunden und Metern und Kältegraden gemessen wird, gestellt wird. Natürlich ist der Gipfel eben am höchsten Punkt erreicht, darüber kann es keine Diskussion geben. Das Erlebnis am Berg, die Empfindungen, die Schönheit der Natur treten in den Hintergrund, was alleine schon die Tatsache beweist, dass und wie darüber diskutiert wird. Gerade das Himalaya-Bergsteigen, bei dem die Leute Unsummen bezahlen, um auf einen Gipfel geschleppt zu werden, macht das deutlich, wen interessiert es da, ob der „Kunde“ 20 m früher oder später umgedreht hat? Brauch ich eine Urkunde, wenn ich auf einem Berg war? Wem muss ich meine Leistung beweisen? Ich denke, dass dies eine Fehlentwicklung im Alpinismus ist, die aber mit unserem heutigen Zeitgeist im Einklang steht.“
Hedda Heim: „Mich berührt mich dieses Thema von „Spitzenleistung“. Es kommt auf die Bedeutung an, die der Redakteur … Schreiber … Herausgeber … der Sache gibt. Da betrachten diese Bergsteiger den Berg als „Konkurrenten“ der „besiegt“ werden muss, und nicht als „Freund“… „Lebensbegleiter“ … „erhebendes Erlebnis“ … Natürlich gilt erst das Betreten des Gipfels als „sportlicher Sieg“ und damit als Aufnahme in die „Siegerliste“. Daneben sollte z.B. eine Liste geführt werden (sofern sie Wert darauf legen) von jenen die „oben“ waren, jedoch aus irgend einem Grund (persönlichen oder äußeren Umständen) verhindert.“
Sigi Weippert: „Die Definition von Wikipedia lautet: ,Ein Gipfel ist ein lokal, das heißt innerhalb einer gewissen Umgebung, höchster Punkt eines Berges oder eines Gebirgszuges. Innerhalb eines Berges als Geländeform bilden die Gipfel die entsprechende Kleinform dazu.‘ Wer nicht ganz oben war, war halt nur „am Berg“ – das kann auch schon ganz wild und erfüllend sein.“
Sepp Gebauer: „Ich meine halt, wenn jemand behauptet, auf dem Gipfel gewesen zu sein, dann sollte er/sie auch wirklich ganz oben gewesen sein. Milde kann man walten lassen, wenn es um wenige einzelne Meter mit einer Wechte geht, wo eh nicht ganz klar ist, wo sich der höchste Punkt befindet. Mir selbst ist mir der Ehrgeiz fremd, unbedingt wo gewesen sein zu müssen – auch der Glockner wird es aushalten, wenn ich ihm nicht aufs Haupt gestiegen bin – und ich auch. Aber wenn jemand mit einer Besteigung imponieren will, dann sollte wohl auch der Wahrheit die Ehre gegeben werden. Ich finde, es zeigt mehr persönliche Größe, wenn jemand feststellt, ,auf die letzten 30 Meter habe ich verzichtet, weil das vielleicht das ganze Unternehmen gefährdet hätte!‘ Das imponiert mir mehr als Leute, die trotzdem raufsteigen und oben bleiben (oder runterfallen).“
Rollo Steffens: „Ich finde das Thema weder brisant noch neu. Ich selbst verwahre seit 1994 Dokumente zu diesem Thema in einem großen Pappkarton, weil ich damals von verschiedenen Personen und den Österreichischen Naturfreunden mit Schadenersatzklagen bedroht wurde, nachdem ich offen gelegt habe, dass eine Person nicht auf dem Gipfel eines Achttausenders gewesen war, obwohl sie es behauptete und damit durch die Medien zog. Georg Schimke (Chefredakteur) und die Zeitschrift ALPIN gossen noch tüchtig Öl ins Feuer, nachdem ich dort kurz zuvor meine Stelle als Redakteur aufgegeben hatte. Und Toni Hiebeler (Chefredakteur) hatte schon zu Beginn der 1960er-Jahre mit ähnlichem zu kämpfen – als das Massenbergsteigen an den Achttausendern noch Utopie war. Damals hatte eine Seilschaft aus der Schweiz behauptet, bei Nacht und Nebel Gespenstern gleich durch die Eigerwand gestiegen zu sein. Nachzulesen in ,Eigerwand‘, Bertelsmann, 1976 (Seiten 29-36).
Also – der Themenkomplex ist nicht wirklich neu … Ich habe auch Gruppen eines Veranstalters zu hohen Gipfeln begleitet. Ein ehemaliger Teilnehmer, aus dem Raum München, drehte an einem Siebentausender etwa 80 Höhenmeter unter dem Gipfelplateau um, als ich von oben herunter kam. Trotzdem behauptet er heute noch bei jeder passenden Gelegenheit, wir beide zusammen seien auf dem Gipfel gewesen. Es hat sich in seinem Kopf so festgesetzt – und so bleibt es. Ich widerspreche auch nicht mehr, weil es mir zu mühsam ist.“
Angela Hirsch: „In meinen Augen ist ein Gipfel der höchste Punkt. Erst wenn man alle Schwierigkeiten gemeistert hat, hat man ihn erreicht. Da gehören auch die letzten 60 Meter Grat dazu. Vielleicht ist ja das dann auch der Unterschied zw. Bergsteigen und Tourismus … Ich war am Großvenediger, habe Höhenangst und es nicht über den Grat geschafft. War ich am Großvenediger – ja, war ich am Gipfel, nein. So einfach ist es : ) Aber ein Zertifikat für eine Besteigung bis zu einem Punkt, finde ich total OK. Gipfel an sich, ist aber klar definiert.“
Wolfgang Rossbacher: „Nur OBEN zählt, und zwar ganz OBEN!“
Paul Sodamin: „TRAURIG .. auch bekannt, die die Eiger Nordwand gegangen sind, jedoch nicht vom Einstieg weg, sondern vom Stollenloch aus, – da fehlen ca. 350-400 Hm, – zum Vergleich 42 km Marathon – Einstieg bei 10 km? … oder die umgedreht sind, sagen auch, sie wären diese Wand geklettert … oder die Höhenbergsteiger – die ebenfalls umgedreht haben … aber schreiben … mehrere 8000er usw. Schade!“
Gerhard Riepl: „Für mich ist das kar. Der höchste Punkt eines Berges ist der Gipfel – und wenn ich den nicht betreten habe, so war ich nicht am Gipfel. Auch mir ist es passiert, dass wir auf Grund widriger Wetterumstände ein Stück vor dem Gipfel umdrehten – so waren wir halt am Berg aber hatten keinen Gipfelsieg. Das ist meines Erachtens eine Frage der bergsteigerischen Ehre. Es sieht heutzutage aber aus, als ob die Geschäftemacherei – herbeigeführt durch die Kommerzialisierung des Bergsteigens – heutzutage das Wichtigste wäre. Das ist dann eben eine Herumkraxlerei am Berg aber keine Besteigung. Meine Meinung lautet: erst wenn ich am höchsten Punkt des Berges war – und das ist nun mal der Gipfel – gilt der Berg als bestiegen.“
Gerda Watschinger: „Jede der folgenden Anmerkungen steht allein für sich. Es sind Überlegungen von mir bzw. Fragen, die sich mir stellen:
– ganz ehrlich. Das ist für mich wie Doping oder unfaire Tricks. Wenn sich wer selber belügen will ….
– Werden diese Berge nicht eh schon so inflationär bestiegen, dass es keinen echten Wert mehr hat? Vor allem, wenn ich bedenke, welche Ausrüstung heute zur Verfügung steht und welche früher. Das relativiert für mich genug.
– Hat das für irgendetwas Relevanz? Außer für das eigene „Wohlbefinden“?
– Im Fall vom Annapurna und ähnlichen Bergen: Ich weiß nicht, ob man mit GPS vielleicht problemlos den höchsten Punkt anpeilen könnte oder trotzdem herumirren muss. Dann wäre es für mich verzeihbar. Eine erklärte Gipfelzone wäre in so einem Fall sicher nicht schlecht. Bei den anderen Beispielen geht da natürlich nicht.
– Wieviel der Schummelei ist eigentlich dem Geld (fürs Zertifikat) oder der Sicherheit (ohne Fixseil mehr Gefahr) geschuldet?
– Wenn man sagt: „Ich war am Manaslu“; impliziert das automatisch, dass man am Gipfel war? Wenn ich sage, „ich war am Großglockner“, tut man das nicht. Ich glaube auch, bei „auf dem …“ heißt das nicht unbedingt, dass man am Gipfel war. Vielleicht sollte man da eine Unterscheidung einführen: „am; auf dem“ und explizit „am Gipfel“?
– Seven Summit-BesteigerInnen u.ä. sollten logischerweise schon am echten Gipfel gewesen sein und nicht nur in der Nähe. Aber gibt´s da Probleme?
So, das sind Gedanken von einem echten Laien, der mit Wettbewerb, am höchsten, tollsten, … reichlich wenig anfangen kann. ICH muss auf meine Leistung stolz sein können. Ein erschwindeltes Zeugnis hat einen fahlen Nachgeschmack und ob ich die 35. oder 65. bin … auch wenn ein paar Schummler dabei sein sollten. Außer es hat finanzielle oder sonstige Nachteile, dann bin ich nicht so kulant. Für mich ist die Zeit, wo diese Besteigungen noch echt was waren, vorbei. U.a. wegen den heutigen Ausrüstungsmöglichkeiten. Ich glaube, ich würde spätestens bei 100 einen Schnitt machen.“
Robert Slezak: „Auch bei uns war es so, das alle den Gilman`s Point als Gipfel erklärt haben, nur ich allein bin mit einem „Führer“ auf den Uhuru Peak gegangen. Vielleicht bin ich etwas altmodisch aber für mich zählt der Gipfel, von der Planung-Durchführung-Gipfel und sehr wichtig, eine gesunde Heimkehr. Auch am Aconcagua war Puppi ziemlich am Ende. O-Ton von mir: , … und wenn ich dich die letzten Meter rauftragen muss, wir stehen gemeinsam am Gipfel.‘ Was derzeit an Schummeleien abläuft widert mich an, gottseidank weiß ich nicht mehr alles.“
Helmut Gleispach: „Liebe Gerti, nachdem ich bereits über 80 bin und es nie darauf abgesehen hatte ein berühmter Bergsteiger zu werden, ist für mich die Frage eigentlich hinfällig, denn die muss jeder für sich beantworten, soferne nicht weitergehende Interessen, Sponsorgelder, mit der Frage verknüpft sind. War ich oben oder nicht ist ja eigentlich nur für mich selbst von Interesse.“
Hanns Schell: „Das ist eine sehr heikle Frage!! Ich würde schon meinen, dass der höchste Punkt als Gipfel zählt. Beispiel: Meines Wissens ist der östliche Mittelgipfel des Lhotse noch nicht erstiegen. Wenn dieser Gipfel von Haus aus das Ziel ist und der Hauptgipfel gewollt nicht erreicht wurde, dann ist diese Besteigung eine großartige Leistung, für die Statistik ist dies aber keine Lhotse Besteigung.
Es war eine großartige Leistung, dass ihr den Mittelgipfel des Shisha Pangma erreicht habt. Da die Querung zum Hauptgipfel oder der scharfe Übergang vom Mittelgipfel aber ziemlichen Anstrengungen und Zeitbedarf verursacht, ist für mich damit aber auch hier der Shisha Pangma nicht erreicht. Einzig der Idee, den Gipfel anzuerkennen, auch wenn der höchste Punkt nicht erreicht ist, kann ich mir am gleichen Berg vorstellen. Nach der Querung steigt man am völlig flachen Gipfelgrat aus und hat dann noch wenige Gehmeter und noch ganz wenige Höhenmeter im Gelände zu überwinden, um den höchsten Punkt zu erreichen. Wenn hier so starke Winde wehen und es unverantwortlich ist, die paar Meter zu gehen, dann ist dies für mich ok.
Ähnlich würde ich es am Cho Oyu sehen. Wenn man die Gipfelkuppe erreicht hat, weiß man erst, wenn man den Everest im Osten sieht, dass der höchste Punkt erreicht ist. Daher ist es für mich in Ordnung, wenn jemand bei Nebel den höchsten Punkt nicht findet oder glaubt, oben zu sein, wenn ihm oder ihr noch etliche Längenmeter fehlen. Das gleiche Problem ist am Pik Lenin. Ein Freund von mir ist auf der flachen Gipfelfläche herumgeirrt und hat den höchsten Punkt nicht gefunden. Auch hier ist für mich der Gipfel erreicht.
Am Sechstausender Pisang Peak bei Manang ist der ganz höchste Punkt nur über einen scharfen Grat zu erreichen. Wir hatten ein Seil und konnten uns sichern, aber wahrscheinlich bleiben fast alle am „Vorgipfel“, der vielleicht 3 HM niederer ist. Hier würde ich den Niederen Punkt gelten lassen, da das Verhältnis zum Risiko zu groß ist.
Angeblich gibt es auch am Mera Peak am Gipfelkamm eine manchmal nicht zu überbrückende Spalte. Hier würde ich dies auch als Gipfel gelten lassen. Das gleiche gilt in umgekehrter Reihenfolge für die Erstersteiger und ersten Nachfolger des Kangchendzönga. Selbstverständlich wurde dort der Gipfel erreicht, wenn der Wunsch der Einheimischen respektiert wurde, den höchsten Punkt nicht zu betreten. Georg Bachler und ich waren auch bald nach den ersten Wiederholern dort. Ich verließ nach fast 7 Wochen das Basislager, weil ich nach Hause musste und Georg hat sich bereit erklärt, die Lager mit den Sherpas zu räumen. Nach dem Dauerschlechtwetter wurde es aber dann traumhaft schön und Georg ist dann von 7800 m in nur 5 Stunden am Gipfel gestanden und war in nur einer! Stunde wieder im Lager. Beim Treffen daheim fragte ich Georg, hast du den letzten Punkt hoffentlich nicht betreten? Georg wusste von der Vereinbarung nichts und war natürlich am höchsten Punkt. Die Götter haben ihm und allen Nachfolgern verziehen! Trotzdem würde Georg nie behaupten, den Gipfel als Erster bestiegen zu haben. Kurioser Weise wird ein Franzose der im Herbst danach dann auch allein oben war, als erster Alleingänger geführt, obwohl er es nicht war. Georg ist aber so bescheiden, dass ihm das egal ist.
Keine Diskussion gibt es für mich beim Manaslu. Nach meinem Wissensstand sind die letzten 2 Seillängen Klettergelände und damit ist der Gipfel, wenn vorher umgedreht wird, nicht erreicht.
Diesen „Schmäh“ praktizieren die Hochträger oft, dass sie sagen, hier ist der Gipfel, weil es für sie meistens völlig egal ist, ob sie tatsächlich ganz oben waren oder nicht. Wir haben das selbst am Muztagh Ata erlebt, wo eine Thailänderin im Nebel auf knapp über 7000 m schon ziemlich fertig war. Bei einer unbedeutenden Schneekuppe haben ihre Sherpas dann gesagt: You reached the top, congratulation! Im BC wurde sie damals als erste thailändische Frau gefeiert, die diesen Berg bestiegen hat.
Paula, die Frau meines Freundes Karl Hub war schon um zirka 13:30 am Vorgipfel des Broad Peak. Da sie sich nicht getraute, die Entscheidung allein zu treffen, noch auf den Hauptgipfel zu gehen, hat sie Ralf angefunkt, der ihr riet, abzusteigen, was ich nie gemacht hätte. Paula stieg ab, hat aber nie behauptet, den Broad Peak bestiegen zu haben. Ralf als Expeditionsleiter kann ich natürlich auch verstehen, da er ja verantwortlich war und kein Risiko eingehen wollte. Denke auch an die Erstersteiger, die, nachdem sie beim ersten Mal nur den Vorgipfel erreichten, selbstverständlich nochmals aufgestiegen sind. Ich möchte nicht wissen, wie viele „Broad Peak Besteiger“ nicht wirklich am Hauptgipfel waren. 1984 war Karl Hub zugleich mit Italienern am Vorgipfel, als sich diese zum Gipfel gratulierten. Erst als Karl sagte, dort drüben ist der wirkliche Gipfel, gingen sie mit. Darunter war auch einer, der zu den frühen Bergsteigern gezählt wird, der alle Achttausender bestiegen hat.
Ich bin 1971 über die Gillman`s Point Route am Kilimanjaro gewesen. Meiner Erinnerung nach haben wir von diesem Punkt mehr als eine Stunde, vielleicht sogar fast 2 Stunden, zum Uhuru Peak benötigt. Auch 2004, auf einer anderen Route, die näher zum höchsten Punkt den Kraterrand erreicht, haben die meisten umgedreht und sind nicht auf den Uhuru gegangen. Da die Schwarzen alle schon oben waren, haben sie nur das Interesse, ihre Schäfchen so schnell als möglich wieder hinunter zu bringen und erklären daher mit „Begeisterung“ den Kraterrand als Gipfel. Da wahrscheinlich 80 % der Besteiger keine Bergerfahrung haben, lassen sie sich leicht überzeugen.
Ganz anders sehe ich die Situation, wenn eine Wand durchstiegen wird und der höchste Punkt nicht erreicht wurde. Robert Schauer und Wojtech Kurtyka haben in den Achtziger Jahren die Westwand des Gasherbrum IV durchstiegen, für mich die bis dahin sicher höchste Leistung, die vollbracht wurde. Wettersturz, Übermüdung und kein Proviant, da sie viel länger für die Wand benötigten, als geplant, ließen es nicht zu, auch die letzten Seillängen des flachen Gipfelgrates zu begehen. Für mich haben sie, obwohl der höchste Punkt nicht erreicht wurde, selbstverständlich die Wand durchstiegen. Sie haben aber, trotzdem nur wenige HM gefehlt haben, nie behauptet, am Gipfel dieses außergewöhnlichen Berges gestanden zu sein.
Da Du (G. Reinisch) schreibst, die Annapurna hätte am Gipfelgrat mehrere Wechtenerhebungen, sodass der Gipfel sehr schwer zu lokalisieren sei, könnte es ohne weiteres sein, dass 1950 der absolut höchste Punkt gar nicht im Nebel auszumachen war. Auch wenn dies der Fall gewesen sein sollte, ist für mich damals der Gipfel ersterstiegen worden. So, jetzt habe ich Euch mit meinen Ergüssen hoffentlich nicht erschlagen.“
Hans Goger: „Ich habe darüber schon öfters geredet, geschrieben… geschimpft!
Für mich ist der Gipfel DER HÖCHSTE PUNKT DES BERGES! Hören Rennfahrer ein paar Runden vor der Zielflagge auf, weil das Rennen eh schon gelaufen ist? Machen Radrennfahrer bei der Schlussetappe der Tour de France schon vor Paris Schluss?
Klar kann man bei Bergen wie dem Cho – Oyu sagen: ist ein riesiges Plateau… der Rand desselben gilt schon! Aber was ist dann z.B. mit dem Shisha Pangma? Ich kenne mehr Bergsteiger, die nur zum Zentralgipfel gegangen sind als solche, welche die Traverse zum höchsten Punkt gemacht haben. Gipfelbesteiger? Ohne die heikle Querung – dem Kronstück der Tour?
Mir fehlt auf die „Seven Summits“ nur noch ein Gipfel – der sündteure Mount Vinson. Halt – nicht ganz! Am doppelgipfeligen Elbrus bin ich nur auf dem Ostgipfel gewesen, da mein Team nicht weiter gehen wollte zum höchsten Punkt – dem Westgipfel. Mit denselben Argumenten, mit denen sich die Studie von Stefanie Geiger befasst. Alleine wollte ich auch nicht durch die Spaltenzone weiter zum Hauptgipfel und ich bin resignierend mit den anderen abgestiegen. Aber eines ist gewiss: Sollte ich irgendwann einmal die Möglichkeit bekommen, den höchsten Gipfel der Antarktis zu besteigen, wird mich mein nächster Weg noch einmal an den Elbrus führen. Und zwar auf den HÖCHSTEN Punkt – den Hauptgipfel. Und nicht auf irgendeinen Vorgipfel, Nebengipfel, Zentralgipfel, Plateaurand… etc. Wer sieht das anders?“
Jochen Hemmleb: „Hans bringt es auf den einfachen, unumstößlichen Punkt. Die ganze Debatte und Trickserei z.B. am Manaslu halte ich für ziemlich lächerlich – und sie zeigt eigentlich nur auf, dass das nach außen getragene Statussymbol „Gipfel“ oder „Achttausender“ für manche inzwischen so wichtig ist, dass sie vor Selbstbetrug oder Verbiegen/Anpassen der Realität nicht zurückschrecken. Wenn die Benutzung von Flaschensauerstoff oder Fixseilen ein Anpassen des Berges an die eigene Leistungsfähigkeit bedeutet (anstatt sich durch Training etc. dem Berg anzupassen), dann ist ein Herumdoktern an der eigentlich sehr simplen Definition von „Was ist der Gipfel?“ kaum etwas anderes. Und dadurch dürften die ganzen Listen, wer auf einzelnen oder allen Achttausendern gestanden hat, inzwischen ziemlich wertlos sein, da zu viele in Wahrheit eben nicht überall auf DEM Gipfel, dem einzigen und gültigen, gestanden haben.
Ich hoffe nur, dass jene, die sich z.B. eine Manaslu-Besteigung zertifizieren ließen, obwohl sie an irgendeinem Punkt des Gipfelgrates gestanden haben, irgendwann begreifen, dass sie sich damit als Sklaven von Prestigedenken und Außengelenktheit enttarnt haben. Denn wenn man wirklich rein aus eigenen, persönlichen Motiven in die Berge geht, dann kann es am Ende fast bedeutungslos werden, ob man auf dem Gipfel gestanden hat oder 30 Meter darunter – denn man hat 99 % des Berges erlebt. Nur sollte man es dann eben auch genauso wiedergeben.“
Gertrude Reinisch-Indrich: „Nicht immer ist der höchste Punkt eines Berges so einfach zu bestimmen (ebene Gipfelfläche oder Gipfelgrat, schlechte Sicht) und manchmal steht selbst das Kreuz nicht am Gipfel. Meist kann man aber trotzdem genau definieren, wo man gewesen ist – auch ohne Navi. Für mich macht es dazu einen großen Unterschied, ob man nicht mehr weiter kann (wegen Erschöpfung) oder umkehren muss, weil es wegen der herrschenden Umstände lebensgefährlich wird. Aber als Gipfel gilt nur der tatsächlich bestiegene mit der entsprechenden Höhe und der genauen Bezeichnung! Dazu kommt noch mit oder ohne künstlichen Sauerstoff, im Alpinstil oder mit der Hilfe von Hochträgern usw. Abgesehen davon hätte wohl kaum jemand eine Chance, den Gipfel/die Wand mit der Ausrüstung der Erstbegeher zu schaffen.
Mir selbst sind einige ,Schwindeleien‘ untergekommen wie z.B. Kletterer, die nach der 1. Seillänge der Fleischbank-Ostwand (Dülfer) abgeseilt haben, aber dann in der Hütte behaupteten, sie wären die Route geklettert. Oder die beiden Bergsteiger, die unseren Spuren am Gasherbrum II (8.035 m) bis auf etwa 7000 m gefolgt sind und dann zu Hause publizierten, sie hätten den Gipfel bestiegen. Nicht zu vergessen die Shisha Pangma-Expedition, die es grad mal ins 1. Hochlager (ca. 6500 m) schaffte, in internationalen Besteigungslisten aber mit 12 Gipfelstürmern aufscheint!
Als wir beim Shisha Pangma waren, hieß es, dass der Hauptgipfel 8046 m wäre und der Mittelgipfel 8.013 m. Inzwischen stellte man mittels genauerer Messungen fest, dass die Differenz der beiden Gipfel max. 19 Hm beträgt. Da 1994 der direkte Anstieg über die Flanke lawinengefährlich war und der Gipfelgrat dermaßen überwechtet, dass eine Überschreitung lebensgefährlich gewesen wäre, hatten unsere beiden Gipfelteams keine Chance, auf den Hauptgipfel zu kommen – so lautete damals die Einschätzung u.a. von Edith Bolda, Eva Pankiewicz, Fulvio Mariani, Naz Gruber … Wäre es möglich gewesen, hätten sie sich bestimmt nicht mit dem Mittelgipfel zufrieden gegeben. Meines Wissens hat auch niemand aus den beiden Teams jemals behauptet, auf dem Hauptgipfel gewesen zu sein! https://de.wikipedia.org/wiki/Shishapangma: Der Weg der Erstbesteiger auf der Nordseite quert unterhalb des Mittelgipfels zum Hauptgipfel (8027 m). Ebenfalls möglich ist der Aufstieg zum Mittelgipfel (8008 m), von wo aus der Hauptgipfel über einen ausgesetzten Grat erreicht werden kann. Der Mittelgipfel wurde mittlerweile mehr als 750 Mal bestiegen, wobei die Traverse zum Hauptgipfel nur bei etwa 50 Besteigungen geschafft wurde. Beim
Hauptgipfel wurden hingegen noch keine 300 Besteigungen gezählt.“
Hanspeter Eisendle: „Novalis hat sich die Frage gestellt: ,Wo gehen wir den hin?‘ und seine Antwort dazu war: ,Immer nach Hause.‘ Und das ist für mich der Inhalt des Bergsteigens. Wir entfernen uns von unserem alltäglichen Habitat und haben als Ziel eigentlich nicht den Gipfel, der immer so hochstilisiert wird, sondern das wahre Ziel ist, wieder nach Hause zu kommen.“
Mehr zum Thema in der Österr. Alpenzeitung Nr. 1640, Okt.-Dez. 2018