3 Wände in 47 Stunden und 16 Min.

Simon Gietl und Vittorio Messini schaffen 9.535 Höhenmeter und 391 km in Rekordzeit. 1991 gelang den Südtirolern Hans Kammerlander und Hans Peter Eisendle die Durchsteigung der Nordwände des Ortlers und der Große Zinne innerhalb von 24 Stunden – die 246 km dazwischen legten die beiden mit dem Fahrrad zurück. Fast 30 Jahre später versuchen es Simon Gietl und Vittorio Messini und nehmen sich auch noch den Großglockner dazu vor.

Wildes Schneetreiben in der Ortler Nordwand

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Am 27. Mai starteten die beiden um 19 Uhr in Sulden, am Fuße des Ortlers – die Nordwand empfing sie mit dichtem Schneetreiben. Um 0:35 Uhr erreichten sie den Gipfel. Von dort ging es auf Skiern zum Lombardi-Biwak und durch die Trafoier Eisrinne zur Berglhütte und weiter nach Drei-Brunnen. Messini: „Die Ortler Nordwand war das gefährlichste der gesamten Tour. Neben den objektiven Gefahren bedrohten auch Sercas die Route. Im Bereich des Flaschenhalses schneite es wild, kleine Schneerutsche bildeten sich. Wenn es mehr geworden wäre, hätten wir absteigen oder irgendwo warten müssen.”

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Auf der Stilfserjochstraße ging es trotz Regen und Kälte mit dem Fahrrad 246 km zu den Drei Zinnen. Messini: „Die Strecke hinauf zur Aurozo Hütte war richtig zach. Die Straße ist sehr steil und nach Ortler und 240 Kilometer Radfahren war das eine Herausforderung. Seit Bozen hatte ich auch noch Knieschmerzen, die sich nun wieder massiv bemerkbar machten.“

Große Zinne Nordwand – Kleine Zinne Gelbe Kante
Am Abend stiegen die beiden in die Comici-Route ein. Wegen des schlechten Wetters mussten sie leider abbrechen. Messini: „Die Nordwand war platschnass, es hat sogar aus den sonst immer trockenen gelben Überhängen runter getröpfelt. In der dritten Seillänge mussten wir entscheiden, ob wir probieren, weiter zu murksen. Es war aber zu gefährlich beim gleichzeitigen Klettern (mit Tibloc am Stand).“ Aber Aufgeben wollten sie nicht und kletterten stattdessen die, vom Wetter begünstigte, südseitige „Gelbe Kante“ (6+) der Kleinen Zinne. Schon nach 1,5 Stunden standen sie auf dem Gipfel und stiegen über den Normalweg ab.

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Dann radelten sie nach Heiligenblut. Messini: „Im Mölltal fuhren wir schon Schlangenlinien. Dann sah ich, dass Simon nur mit einem Auge schaut, das andere hatte er zu. Wir mussten einfach einmal anhalten, sonst würde uns womöglich noch etwas zustoßen. Nach ca. 10 Minuten Schlafpause im Begleitbus ging es wieder deutlich besser weiter.“

Dichter Nebel an der Großglockner Nordwand

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Ab Winkl stapften Simon und Vittorio zu Fuß zur Pasterze. Es regnete leicht, aber es gab zum Glück kein Gewitter. Auf dem Glocknerkees unter der Nordwand zog es dann aber komplett zu. Im dichten Nebel brauchten die beiden satte zwei Stunden, bis sie den Weg zur Mayerl-Rampe fanden. Über den Nordwestgrat erreichten sie gegen 16 Uhr den Glocknergipfel. Damit hatten sie ihre dritte Wand innerhalb von 48 Stunden durchstiegen.
Vittorio: „Ich bin die Mayerl-Rampe schon ein paar Mal gegangen, aber diesmal haben wir den Einstieg im Nebel einfach nicht gefunden – alles hat gleich ausgeschaut. Rauf, runter, rechts und links – irgendwann waren wir dann doch richtig und hatten perfekte Bedingungen. Wie am Ortler sind wir alles seilfrei aufgestiegen. Vom Einstieg bis zum Gipfel haben wir nicht mal eine Stunde gebraucht.“

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Hinunter folgten sie dem Normalweg zur Adlersruhe und übers Ködnitzkees ins Ködnitztal. Nach 47 Stunden und 16 Minuten erreichten Simon Gietl und Vittorio Messini ihr „Ziel“ beim Lucknerhaus – natürlich wieder im Regen.
                                 Quelle: www.simongietl.at; https://de-de.facebook.com/vittorio.messini.9;