Vor 40 Jahren – Geheimsache Cho Oyu-SO-Wand, 8201 m

In einer „Geheimaktion“ kämpften sich Edi Koblmüller und Alois Furtner auf einer waghalsigen neuen Route über die Südostwand auf den Achttausender. Zerklüftete Gletscher, blankes Eis, steiler Fels, tiefer Schnee – im Westalpenstil, ohne Träger, sollte die „Göttin des Türkis“ bestiegen werden. Da es kein Abkommen zwischen Nepal und China über diesen Grenzberg gab, versuchten es die drei Österreicher Edi Koblmüller, Alois „Fudschi“ Furtner und Peter von Gyzicki sowie die deutschen Bergsteiger Gerhard Haberl und Herbert Spousta ohne Gipfelgenehmigung. Als Trekking-Gruppe getarnt, brachen sie mit zwei Treibern auf, deren Yaks das 250 Kilogramm schwere Gepäck trugen, bis sie im hohen Schnee nicht mehr weiter konnten. Die Alpinisten mussten ihre Ausrüstung selbst ins Basislager schleppen. Von dort suchen sie eine Route durch das Labyrinth des spitzen Büßereises, durch den tiefen Schnee des Mittelplateaus, über einen steilen Eispfeiler. Die eisigen Nächte am Berg überstanden sie in Schneehöhlen.

Cho Oyu 8.188 m - Himalaya, Nepal Erstdurchsteigung der 3.000 m hohen SO-Wand. Edi KoblmŸller und Alois Furtner erreichten am 27. Okt. 1978 um 17.00 den Gipfel Foto: Furtner Im Bild: Brusttiefer Neuschnee beim Abstieg nach 2-tŠgigen Wettersturz
27. Oktober 1978, 16 Uhr: 150 Höhenmeter fehlten noch auf den Gipfel, der 1954 auf einer anderen Route von Herbert Tichy, Sepp Jöchler und Sherpa Pasang Dawa Lama erstbestiegen wurde. „Wir sind willenlose Maschinen, die nichts anderes können, als weitergehen. Oder vielleicht sind wir nur der Wille, der hinauf muss, den Körper weiter-zwingt“, schrieb Tichy über die letzten Meter. Koblmüller und Furtner erging es ähnlich.
Haberl hatte Erfrierungen an den Fingern, Gizyccki und Spousta schien ein nächtlicher Abstieg zu riskant, sie kehrten um. Die beiden Oberösterreicher hielt selbst der tiefe Schnee nicht auf. „Wir haben nicht mehr geredet, sind wie in Trance über steiles Blank-eis geklettert. Wenn dir die Endorphine einfahren, da hast du keine Angst mehr. Weder vorher noch nachher in meinem Leben war ich so auf etwas fokussiert wie auf dem Cho Oyu“, erinnert sich Furtner. Um 17 Uhr hatten sie es geschafft. Sie standen auf dem Gipfel!
Im abnehmenden Schein der Stirnlampen hantelten sie sich über ein Abschleppseil hinunter, das Koblmüller zur Sicherheit eingepackt hatte, und schafften es bis zum ersten Zelt hinunter. In der Nacht Nacht schneite es, Lawinen sausten tosend hinunter. Ihr Druck blies die Flamme des Kochers aus. Am nächsten Tag wühlten sie sich durch hüfthohen Schnee hinunter ins Basislager.

Cho Oyu 8.188 m - Himalaya, Nepal Erstdurchsteigung der 3.000 m hohen SO-Wand. Edi KoblmŸller und Alois Furtner erreichten am 27. Okt. 1978 um 17.00 den Gipfel Foto: Furtner Im Bild: Edi KoblmŸller beim †berwinden des obersten Eisabruchs auf 7.500 mCho Oyu 8.188 m - Himalaya, Nepal Erstdurchsteigung der 3.000 m hohen SO-Wand. Edi KoblmŸller und Alois Furtner erreichten am 27. Okt. 1978 um 17.00 den Gipfel Foto: Furtner Im Bild: Edi KoblmŸller beim Erreichen des sicheren Basislagers am 1. Nov. 1978

 

 

Edi KoblmüŸller beim †Überwinden des obersten Eisabruchs auf 7.500 und beim Erreichen des Basislagers

Für Reinhold Messner zählte die Erstbegehung der Cho Oyu-Südostwand zu den Highlights des Höhenbergsteigens: „Eine Performance in sauberem Alpinstil mit minimalem Aufwand und maximaler Exposition“, schrieb er in einem seiner Bücher. Weniger begeistert zeigte sich die nepalesische Regierung und verfügte ein fünfjähriges Einreiseverbot.
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Fotos Alois Furtner

Quelle: Bernhard Lichtenberger, OÖ Nachrichten am 27. Okt 2018