Am 18.10.2018 kletterte unser Südtiroler Alpenklubmitglied seilfrei über die 585 Meter lange „Lacedelli“ der Cima Scotoni (Erstbegeher Lacedelli/Ghedina/Lorenzi 1952). Nach der Route „Can you hear me“ ist es sein zweiter Alleingang an der Cima Scotoni.
„Die Cima Scotoni gehört für mich zu den eindrucksvollsten Wänden und die Lacedelli zu den schönsten klassischen Anstiegen der gesamten Dolomiten. Durch ihre konstante Steilheit, die ständige Ausgesetztheit und athletischen Kletterei im steilen orange-gelben und dennoch oft sehr griffigen Dolomit bereitet sie mir immer große Freude und Genugtuung“, schwärmt Simon Gietl. „In dieser Wand konnte ich fünf sehr ernste Routen wiederholen und drei anspruchsvolle traditionell gesicherte Routen erstbegehen (z.B. „Krieger des Lichts“ mit Hannes Pfeifhofer, die „Agoge“ mit Bruder Manuel).
Eines war mir immer bewusst, wenn ich beim Einstieg Konzentration, Motivation und meine Gefühle im Griff habe, werde ich einsteigen. Die absolute 100-prozentige Überzeugung und das Vertrauen in mich selbst mussten stimmen. Bei der Schlüsselstelle ging es dann sogar besser, als ich erwartet hatte. Es gab keinen einzigen Moment, wo ich mir unsicher war oder ins Grübeln kam. Irgendwie könnte man von einem gewissen Mix aus Flow und Genuss sprechen. Am ersten Band habe ich eine kurze Pause eingelegt. Sonst bin ich alles relativ zügig durchgestiegen.
Niemand wusste von meinem Vorhaben, nicht einmal meine Frau. Acht Tage vorher bin ich die Route mit Klaus Gruber geklettert und fünf Tage später nochmal alleine, aber mit Gurt und Seil. Es hat sich alles stabil und sicher angefühlt und ich war völlig davon überzeugt, dass ich die Route Free Solo klettern kann. Ein gewisses Restrisiko bleibt jedoch immer. Gefühlt habe ich aber sicher mehr Risiko auf mich genommen, als ich Solo „Can you hear me“ eröffnete.
Am Gipfel setzte ich mich hin und genoss einfach die Stille und diese besondere Stimmung, die mich umgab. Erst am nächsten Morgen realisierte ich, dass mein Projekt nun Wirklichkeit geworden war. Es ist wieder Platz für neue Träume, Gedanken und Projekte. Was bleibt, ist eine sehr tiefe Erinnerung – für immer.
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