Alpinisten im Storžič-Gebiet von Lawine verschüttet
Am Samstag, den 13. Februar 2021 verloren drei Alpinisten in der »Kramar Führe« an der Nordwand des 2132 Meter hohen Storžič über Tržič in einer Lawine ihr Leben. Unter ihnen war auch Slavko Rožič, ein Bergretter aus Tržič. Am selben Tag passierte ein Unfall auf dem Kanin (Pic Majot), bei dem ein slowenischer Tourenskiläufer verstarb.
Franc Ekar: »Diese traurige Nachricht hat bei uns ziemlich viele Diskussionen entfacht, weil die Gefahren in diesen unsicheren Situationen nicht ernst genug genommen werden. Obwohl andauernd in den Medien gewarnt wird, beachtet man das erhöhte Risiko nicht.«
Die »Kramarführe« in der Storžič-Nordwand ist unter den vielen Routen, die am häufigsten bestiegene. Sie ist attraktiv, die Einheimischen sind mit ihr sogar emotional verbunden und haben in der Nähe ein Biwak gebaut. Im Sommer ist die Wand ziemlich brüchig und aus diesem Grund im Winter geeigneter für Besteigungen, wenn das Gelände mit Schnee und Eis bedeckt ist. Die Alpinisten warten daher jedes Jahr auf geeignete Bedingungen in dieser Wand, die nicht besonders anspruchsvoll ist und daher auch oft von Anfängern besucht wird.
Am Unglückstag wurde die Verwaltung für Schutz und Rettung benachrichtigt, dass in der »Kramarführe« zwei Lawinen ausgelöst worden und drei Personen ums Leben gekommen seien. Die erste Lawine ging um 10:30 Uhr ab, zwei Bergsteiger verunglückten tödlich. Als die Rettungaktion bereits im Gang war, löste sich oberhalb eine weitere Lawine und rieß noch zwei Alpinisten hinunter. Einem konnte man nicht mehr helfen, der andere wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Aktiv an der Rettung beteiligt war der Bergrettungsdienst Tržič, unterstützt von einem Hubschrauber der Armee und der Polizei.
Die Wetterverhältnisse in diesem Winter waren extrem. Es gab ungewöhnlich viel Schnee. Infolge der der starken Winde wurden enorme Schneemengen auf die Windschattenseite verfrachtet. Ständige, rasche Temperaturschwankungen und die unregelmäßigen Ablagerungen verschiedener Schneestrukturen erhöhten die Lawinengefahr enorm.
Durch den ständig zunehmenden Bergtourismus in allen Jahreszeiten kommt es immer häufiger zu Bergunfällen – trotz der ständigen, öffentlichen Benachrichtigungen und Warnungen vor Gefahr seitens Bergrettungsdienstes und Zivilschutzes. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden in der Bergwelt Sloweniens, in den Gebieten der Julischen Alpen und der Karawanken 77 Rettungs-Suchaktionen durchgeführt.
EU-Projekt »CROSSRISK«
Den Bemühungen, Bergsteiger möglichst gut über die alpine Gefahren zu informieren, schloss sich 2018 auch das österreichisch-slowenische Projekt »CROSSRISK« für Kärnten (Hohe Tauern, Karawanken) und Slowenien (Julische Alpen, Karawanken, Sočatal und Trentatal) an. Es soll hauptsächlich dem Schutz vor besonders großen Gefahren dienen wie z.B. bei Unwettern mit Starkregen oder extremen Schneefällen, die Katastrophen auslösen könnten. Dementsprechend schufen die österreichischen und slowenischen Experten dieses einheitliche Warnsystem. Die Hinweise und Informationen von »CROSSRISK« sind von wesentlicher Bedeutung, um durch rechtzeitige Warnungen das Risiko zu vermindern bzw. zu verhindern. Es wurde betont, dass damit die Sicherheit der Bevölkerung und der Infrastruktur in der Region wesentlich verbessert wird. Die Hinweise über die Gefahren werden den Skifahrern, Tourenskifahrern und Touristen von großer Hilfe sein. Damit wird auch der Austausch von Informationen zwischen Österreich und Slowenien schneller und besser.
Die Partner des »CROSSRISK« Projektes sind: ZAMG (Zentralanstalt für Geodynamic), Fachhochschule Joaneum Graz, Kärntner und Steirische Landesregierung für Umwelt, Wasser und Naturschutz, Ministrstvo za okolje in prostor RS und Fakulteta za elektrotehniko in računalništvo Univerze Maribor. Das Projekt wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung als Teil des gemeinsamen INTERREG-Programmes im Gesamtwert vom 1,57 Mio. Euro gefördert.
Infos: www.crossrisk.eu/de/
Franc Ekar
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Umarmung und Tränen auf dem Gipfel der Welt
Das Ehepaar Marija und Andrej Štremfelj, slowenische Alpinisten höchsten Weltranges, bestieg am 7. Oktober 1990 den Gipfel des Mount Everest über den Normalweg, von Nepal aus. Die beiden nahmen an der Expedition »Everest 1990« der Organisation von Planinska zveza Slovenije (Slowenischer Alpenverband) und von Slovensko planinsko društvo Trst (Slowenischer Alpenverein Triest) teil. Es war das erstemal in der Geschichte des Alpinismus, dass ein Ehepaar den höchsten Gipfel der Welt eroberte. – Und die Umarmung und Tränen auf dem Gipfel waren ein echtes Glück. Als erstes Ehepaar auf dem Everest wurden die beiden in das Guinnessbuch der Weltrekorde eingetragen. Marija war damals die 13. Frau und die erste Slowenin auf dem Mount Everest. Die Stadtgemeinde Kranj ernannte Marija und Andrej Štremfelj 2019 zu Ehrenbürgern. Ihre Erlebnisse, die Mühe und ihre Glücksgefühle schildern sie als Erinnerung an den großen Erfolg in ihrem Buch »Objem na vrhu sveta« (Eine Umarmung auf der Weltspitze). Es erschien im November 2020 und wurde mit fünf Sternen ausgezeichnet. Von der Gemeinschaft slowenischer Bibliotheken wird es als empfehlenswerte Lektüre gelobt.
Marija wurde als neuntes von 10 Kindern der bescheidenen Familie Perčič geboren. Sie maturierte am Gymnasium in Kranj und studierte Biologie an der Universität Ljubljana. Danach unterrichtete sie jahrelang am Gymnasium Kranj. Nach ihrer Heirat wurde sie Mutter von drei Kindern. Ihre Familie ist in Slowenien als Bergsteigerfamilie gut bekannt. Marija begann mit dem Bergsteigen, als sie 1975 der alpinistischen Abteilung bei Planinsko društvo Kranj (Alpenverein Kranj) beitrat. Trotz der traurigen Erfahrung, dass ihre jüngste Schwester bei einer Bergtour im Tamartal unter dem Jalovec tödlich verunglückte, ging sie weiterhin Bergsteigen und Klettern. 1979 nahm sie bereits an einer Anden-Expedition teil. 1982 war sie Mitglied der ersten Frauenexpedition in den Pamir und bestieg den Pik Kommunismus. 1986 stand Marija schon auf ihrem ersten Achttausender, dem Broad Peak, 1995 auf dem Cho Oyu und neun Jahre später auf dem Gipfel des Dhaulagiri. Genauso erfolgreich war sie auf dem Denali in Alaska, dem Aconcagua in Südamerika, dem Fuji-san in Japan. In den Alpen durchstieg sie die Matterhorn-Nordwand, den Walkerpfeiler der Grand Jorasses, die Sentinelle Rouge der Brenva-Flanke, die Comici-Dimai der Großen Zinne, in Kalifornien die Nose am El Capitan. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie viele Gipfel-Besteigungen sie bewälti-
gen musste, bis sie ihre großen Ziele erreichen konnte. Nach langjähriger Berufstätigkeit ist sie jetzt zwar in Pension, aber als anerkannte Bergführerin immer noch sehr gefragt.
Andrej Štremfelj, 1956 in Kranj geboren, maturierte ebenfalls am Gymnasium Kranj und studierte Sport in Ljubljana. Danach war er als Sportlehrer an der technischen Mittelschule in Škofja Loka tätig. Durch seine alpinen Erfolge wurde Andrej zum weltbekannten Alpinisten und Himalaya-Bergsteiger. Gleich zwei Mal wurde ihm der Piolet d’Or verliehen – für seine alpinen Erfolge und sein Lebenswerk. Er bestieg acht Achttausender auf anspruchsvollen, schwierigsten Anstiegen: Broad Peak, Gasherbrum II, Shisha Pangma, Kangchendzönga Südgipfel, Gasherbrum I, Cho Oyu, Dhaulagiri, zweimal Mt. Everest. Bekannt wurde er auch durch seine Erstbesteigungen von Siebentausendern. Andrej Štremfelj arbeitete auch zweimal als Instruktor für Bergführer in Manang, Nepal. In den Alpen kletterte er ebenfalls die schwierigsten Anstiege. Auch er ist jetzt in Pension und als Bergführer tätig.
Marija und Andrej Štremfelj waren immer in ihrem Stammverein aktiv, dem Planinsko društvo Kranj, als Vorstand der alpinistischen Abteilung und Andrej auch als Vorstand der Kommission für Alpinismus beim Planinska zveza Slovenije/AV Slowenien. Die Kinder der beiden sind ebenso begeistert auf den Bergen unterwegs. Alle zusammen bilden eine allseits bekannte slowenische Bergsteigerfamilie.
Ekar Franc
Janko Majdič (1870-1906), der erste Obmann des SPD Kranj, der Hauptstadt der Region Gorenjska, wurde am 2. Dezember 2020, zu seinem 150. Geburtstag geehrt. Janko Majdič war der Sohn eines angesehenen Kranjer Großhändlers und Grundbesitzers. Nach der Matura am Gymnasium Kranj studierte er an der Hochschule für Handel in Ljubljana, praktische Kenntnisse erwarb er in Österreich, Deutschland und Triest.
1899 wurde in Kranj die sechste Sektion des SPD-Slovensko planinsko društvo/Slowenischen AV gegründet, die »Kranjska planinska podružnica«/Sektion Krain und Janko Majdič, ein eifriger Bergliebhaber, zum ersten Obmann gewählt. Schon damals bestieg er, neben vielen anderen Gipfeln, fünf Mal den Triglav. Von seinen Wanderungen kannte er die Bergregion gut und setzte sich für Bergtouren sowie die systematischen Bezeichnungen und Markierungen der Bergwege ein. Nach vorheriger Absprache mit den Grundbesitzern legte er auch neue Wege zu den Gipfeln an. So entstanden wichtige Bezeichnungen und Karten, welche die Bergsteiger gerne benutzten. 1904 regte Janko Majdič an, mit Zustimmung des SPD-Kranjska planinska podružnica eine Berghütte unter dem Gipfel des Stol/Hochstuhl (2236 m) zu bauen, des höchsten Gipfels der Karawanken. Er bietet eine außerordentlich schöne Aussicht von den Julischen Alpen bis zu den Hohen Tauern. Der geeignete Platz für die Hütte wurde am 2. Juli 1905 auf dem Mali Stol/Kleiner Stuhl, 2198 m, festgelegt, nur 10 Gehminuten vom Gipfel entfernt, über den die Grenze zwischen Kärnten und Krain bzw. Österreich und Slowenien verläuft.
Als Hüttenname wurde Prešernova koča festgelegt, nach Dr. France Prešeren, dem berühmten slowenischen Dichter, der unweit von hier, im Dorf Vrba, geboren wurde. Alle Vorbereitungen für den Bau verliefen mit großem Eifer unter der Leitung von Janko Majdič, der 1906 aber plötzlich und unerwartet starb. Er selbst dürfte seinen Tod schon geahnt haben, da er im Testament 2000 Kronen für den Ausbau der Hütte bestimmte. Das bedeutete damals etwa 50 Prozent der Gesamtkosten des Baus. Zum seinem Nachfolger für den Hüttenbau wurde am 6. März dann Prof. Anton Zupan gewählt, der am Gymnasium Kranj unterrichtete und ein guter Freund des Verstorbenen gewesen war. Er stammte aus demselben Dorf wie der Dichter Prešeren, war auch ein begeisterter Bergsteiger und motiviert für den Hüttenbau. Am 1. September 1909 war die neue Hütte fertiggestellt und konnte im Jahr darauf feierlich eröffnet werden. Erst nach seinem Tod erkannte man, es war Janko Majdič Verdienst, dass diese Berghütte errichtet wurde! – Ohne seine Initiative, seinen Plan und seine Begeisterung wäre die Realisierung nicht möglich gewesen.
Mit dem Hüttenstützpunkt kam es zu zahlreichen Besteigungen, Bekanntschaften und freundschaftliche Beziehungen zwischen den Bergsteigern von Gorenjska und Kärnten entstanden. Neue Wege wurden erschlossen, denn auch die Klagenfurter Hütte/Celovška koča lockte viele Bergsteiger an, die wunderbare Aussichten auf die benachbarten Berge schätzten.
Janko Majdič war eine angesehene Persönlichkeit in Kranj und ein außerordentlich guter Wirtschafter. Er hatte ein Gefühl für soziale Ungerechtigkeiten und unterstützte mit seinen Spenden sowohl arme Schüler und Studenten, als als auch Lesevereine, Musikschulen und die Blasmusikkapelle. Er gründete den Chor in Kranj und förderte unermüdlich die Bergsteiger, die dadurch immer erfolgreicher und schließlich weltbekannte Alpinisten wurden. Janko Majdič liegt in Kranj in der Familiengruft begraben, im Prešernov gaj/Prešerns Hain, wo sich auch das Grab des Dichters befindet. An seinem 150. Geburtstag legten der Bürgermeister von Kranj, Matjaž Rakovec, der Präsident des AV Kranj, Primož Černivec und der Ehrenpräsident des AV Kranj, Franc Ekar, Gedenkblumen auf sein Grab.
Ekar Franc