Österreichs höchstes Denkmal
Das Gipfelkreuz auf dem Großglockner steht unter Denkmalschutz!
Das Kaiserkreuz auf dem 3798 Meter hohen Dach Österreichs zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen unseres Landes und belegt die erste Stelle der Wunschziele für bis zu 5000 Alpinisten pro Jahr. Es steht auf Österreichs höchstem Berggipfel, dem Großglockner im
Herzen des Nationalparks Hohen Tauern, dem größten Schutzgebiet Mitteleuropas. Am 8. Februar 2024 wurde es als erstes und bisher einziges Gipfelkreuz unter Denkmal-schutz gestellt und ist somit nun offiziell Österreichs höchstes Denkmal. Seine historische Bedeutung ist einzigartig und es hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Trotz diverser Blitzeinschläge und der extremen Ausgesetztheit bescheinigte das Bundesdenkmalamt dem Kreuz einen hervorragenden Zustand, den die Experten auf die geringe Oxidation auf fast 4000 Metern zurückführen.
Die Initiative ging 2018 von Gerd Pichler, dem Leiter der Abteilung für Spezialmaterien im Bundesdenkmalamt, aus. Begleitet vom Kalser Bergführer Toni Riepler (Wirt der Erzherzog-Johann-Hütte auf 3.454 m, der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs und im Eigentum des ÖAK) erhob er am 12. September 2023 auf dem Gipfel des Großglockners die Grundlagen für das Gutachten. Es bestätigte die Schutzwürdigkeit des Gipfelkreuzes.
Nach Information der Legalparteien Gemeinde Kals am Großglockner und Land Tirol erfolgte die Rechtskraft mit 8. Februar 2024. „Die Unterschutzstellung ist ein Höhepunkt unserer Bemühungen, viele weitere Denkmäler, die sich in alpinen Gefilden befinden, in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“, so der Präsident des Bundesdenkmalamts (BDA), Christoph Bazil, in einer Aussendung der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG), die den Antrag beim österreichischen Bundesdenkmalamt gestellt hatte – nach Absprache mit Alpenklub-Präsident Christian Zinkl. Der ÖAK und Kooperationspartner GROHAG wollen den Denkmalschutz und damit verbundene Pflichten in Zukunft gemeinsam meistern.
Eigentümer des Großglockner-Gipfelkreuzes ist der ÖAK.
Im Besitz von Österreichs höchstem Gipfelkreuz ist seit seiner Errichtung der Österreichische Alpenklub, dem 114 Quadratmeter Gipfelfläche auf der Tiroler Seite des Berges sowie die Erzherzog-Johann-Hütte (3.454 Meter) auf der Tiroler und Kärntner Seite des Berges gehören. „Die Unterschutzstellung haben wir als Eigentümer diskutiert, phasenweise waren wir auch skeptisch. Aber jetzt, wo es amtlich ist, dass unser Gipfelkreuz das erste geschützte Gipfelkreuz der Welt und auch das höchste Denkmal Österreichs darstellt, sind wir sehr stolz und danken der Großglockner Hochalpenstraßen AG, die dieses Thema auf den Tisch gebracht hat, und dem Bundesdenkmalamt für die professionelle und wertschätzende Kooperation“, so ÖAK-Präsident Christian Zinkl.
Gründe für die Unterschutzstellung
Aus Sicht des Bundesdenkmalamtes sind die Gründe dafür vielfältig: „Ursprünglich gingen wir davon aus, dass das Gipfelkreuz vom Architekten des Wiener Rathauses, Dombaumeister Friedrich von Schmidt entworfen wurde, da seine Zeichnungen dazu im Wien Museum erhalten sind. Seine Vorstellungen waren aber aufgrund der Größe und des Gewichts des Kreuzes damals nicht realisierbar. So entwarf ein Mitglied des Alpenklubs, Hermann Behrendt, eine besondere Konstruktion für das „Kaiserkreuz“, die aus 60 eisernen Einzelteilen bestand. Ein Bauteil durfte nicht schwerer als 16 kg sein. Das insgesamt ca. 300 kg schwere Gipfelkreuz wurde so in Einzelteilen auf den Gipfel getragen, wo es mit raffinierten Schraub- und Steckverbindungen zusammengebaut wurde. Die zur damaligen Zeit übliche Nietverbindung für Eisenkonstruktionen war natürlich am Gipfel des Großglockners nicht anwendbar“, so Dr. Gerd Pichler.
Das zehnseitige Gutachten des BDA würdigt die geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung und begründet, dass die Erhaltung des Gipfelkreuzes im öffentlichen Interesse liegt. Zur besonderen Ausführung und Konstruktion kommt nicht nur die symbolische Markierung des höchsten Punktes in Österreich. Es ist auch ein Zeichen der alpinistischen Leistung der Großglockner-Erstbesteigung sowie ein bedeutendes Dokument aus der Zeit des aufstrebenden Alpinismus, ebenso der Vermessung und der wissenschaftlichen Betrachtung der Gebirgswelt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
BDA-Präsident Dr. Christoph Bazil betont die Bedeutung der alpinen Denkmäler für Österreich. In einem Land mit knapp 1.000 Dreitausendern finden sich im Alpenraum zahlreiche und oft weit in die Vergangenheit verweisende Zeugnisse der Siedlungsgeschichte, des Bergbaus und der bäuerlichen Wirtschaft, aber auch historische Wege, Erschließungen der neueren Zeit und ebenso Relikte der Kriege. Das Bundesdenkmalamt setzt hier schon länger einen Schwerpunkt, nun sollen die Erkenntnisse stärker ins Auge der Öffentlichkeit gerückt werden. So sind für 2025 ein Symposion und entsprechende Publikationen vorgesehen, um die alpinen Denkmäler der Fachöffentlichkeit und der Bevölkerung vorzustellen, unter anderem die Großglockner Hochalpenstraße, die seit 2015 unter Denkmalschutz steht, und viele weitere Denkmäler aus dem und im alpinen Raum.
Historische Fakten
Schon am Nachmittag nach der Erstbesteigung am 28. Juli 1800 wurde ein Gipfelkreuz aus Holz errichtet. Bei Tagesanbruch des 29. Juli brachen vier Zimmerleute, unter ihnen die Brüder Martin und Sepp Klotz, von der Salmhütte auf. Um 11 Uhr stand das Kreuz und von Heiligenblut hallten Böllerschüsse. Die Kreuze am Kleinglockner (1799) und Großglockner (1800) zählten zu den ersten Gipfelkreuzen, die kunstvoll angefertigt wurden.
1865 besichtigte dann Kaiser Franz Joseph I. den Glockner von der Franz-Josefs-Höhe aus. Zu seinem 25-jährigen Ehejubiläum mit Kaiserin Elisabeth („Sisi“) sicherte sich der ÖAK-Österreichische Alpenklub 1879 den Grund zur Errichtung eines neuen Kreuzes auf dem höchsten Berg Österreichs. Es wurde genehmigt und von der Hüttenberger Eisenwerksgesellschaft in Klagenfurt kostenfrei hergestellt.
Am 2. Oktober 1880 stellten Kalser Bergführer das drei Meter hohe, 300 Kilogramm schwere und aus 60 Einzelteilen bestehende „Kaiserkreuz“ auf dem höchsten Punkt, in 3798 Metern Höhe, auf und widmeten es dem Kaiserpaar. Es ersetzte das desolate Holzkreuz, das anlässlich der Erstbesteigung des Großglockners errichtet worden war, aber Wind und Wetter in dieser exponierten Lage nicht lange widerstand.
Zum 200. Jubiläum der Glockner-Erstbesteigung im Jahr 2000 wurde das Kreuz mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen und unter Kostenbeteiligung der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG) restauriert. Während dieser Zeit war ein Ersatzkreuz angebracht. Im August 2010 riss ein Blitzschlag das direkt am Felsen (nicht auf einem Podest) stehende Kreuz aus seiner Verankerung, es drohte abzustürzen. In einer aufwändigen Aktion musste es neu fixiert werden.
Mehr auf: https://www.grossglockner.at; https://mediathek.grossglocknernews.at/index.php?/category/156
Rückfragen an: Dr. Johannes Hörl, Vorstand Großglockner Hochalpenstraßen AG
Rainerstraße 2, 5020 Salzburg, Tel.: +43 662 873673-114, hoerl@grossglockner.at
DI Christian Zinkl, Präsident Österr. Alpenklub, Getreidemarkt 3/12, 1060 Wien, Tel.: +43 664 6154136, alpenklub.oeak@gmail.com oder christian@zinkl.co.at