Prof. Peter Habeler ist Ehrenmitglied des Alpenklubs!

Ein Fixstern der Alpingeschichte ist zu Gast – dem Anlass gemäß herrschte dichtes Gedränge in unseren Klubräumen. Unter Alpenklub-Mitgliedern kann Habelers Touren-repertoire als Teil der alpinen Allgemeinbildung vorausgesetzt werden und musste -hier nicht detailliert aufgezählt werden. Vielmehr skizzierte Präsident Hannes Bauer in sei-ner Laudatio drei tragende Säulen dieser herausragenden Bergsteigerbiografie:
• zuerst den jugendlich-unbekümmerten Durchsetzungswillen, der sich in alpinen Spitzenleistungen – teils gemeinsam mit Reinhold Messner – manifestierte, mit dem weltweit beachteten Glanzlicht der ersten Everest-Besteigung ohne Flaschensauerstoff;
• zweitens das profunde Können, welches ihn zu dieser und ähnlichen Hochleistungen befähigte und ihn, zusammen mit seiner menschlichen Qualifikation, fast folgerichtig zum Chef der österreichischen Bergführerausbildung werden ließ;
• und drittens die erstaunliche Beständigkeit, die seine Bergsteigerlaufbahn auszeichne-te, bis sich symbolisch der Kreis schloss, als er am Seil seines ehemaligen Schützlings und heutigen Weltklassealpinisten David Lama als dynamischer „Fünfundsiebziger“ nochmals die Eiger-Nordwand durchstieg. Daher kann es gleicherweise auch dem Österreichischen Alpenklub zur Freude und Ehre gereichen, ihn als eine weitere bedeu-ende Persönlichkeit des Alpinismus in die Reihe seiner Ehrenmitglieder aufzunehmen.

In seiner frei gehaltenen Dankesrede erinnerte Peter Habeler mit seinem in Jahrzehnten angesammelten Fundus an Erlebnissen, Gedanken und Reflexionen und vor allem durch sein Erzählfeuer irgendwie an Luis Trenker. Vergleichbar mit einem souveränen Pianisten, der mit Melodien aller Stilrichtungen seelische Gleichklänge hervorruft, glitt er fließend von einem Genre ins nächste: Von großen Wänden, gewaltigen Bergen und triumphalen Momenten (passt da nicht: „I’m Sitting On The Top Of The World“?) leitete er über – es war Allerseelentag – in nachdenklichem Moll zum passenden Thema des Tages: zum Erinnern an alle Partner, Freunde und Vorbilder, von denen viele nicht mehr am Leben sind. Er verwies auf die bleibende innere Bereicherung aus solchen Begeg-nungen: es fielen Namen wie Michel Dacher, René Desmaison, Royal Robbins, Chris Bonington, Kurt Diemberger, Hias Rebitsch, Anderl Heckmair, Herbert Tichy, Viktor Frankl – und mit einem Male („Hearst es net, wie die Zeit vergeht?“) wehte der Mantel der Alpingeschichte durch den Raum. – Er erwähnte auch jenen entscheidenden, doch unbeeinflussbaren Faktor des Alpinismus, den wohl jeder von uns schon in Anspruch nehmen durfte: das Glück. Nämlich jenes Glück, sich just in dem Moment nicht an einem bestimmten Punkt befunden zu haben, in dem die Schicksalsfaust aus Beetho-vens „Fünfter“ ans Tor hämmert. Und über allem schwebte der alles überlagernde Grundakkord aus Freundschaft, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung, ohne den der Alpinismus nichts weiter wäre als ein klimatisch erschwerter Turnbetrieb. So hätten die Zuhörer diesem Medley wohl gebannt weiter und weiter gelauscht, bis zum „One O‘Clock Jump“, dem traditionell abschließenden „Aussischmeisser“ von Count Basie – hätte Peter nicht zuvor befunden, dass die Luft in den Klubräumen zwar nicht extrem sauerstoffarm, aber doch ziemlich trocken sei, und zum festlichen gemeinsamen An-stoßen aufrief.
Danach absolviert er als disziplinierter Medienprofi noch geduldig eine Signierstunde, ehe er sich als Mittelpunkt einer lockeren Plauderrunde entspannen konnte: Ein König, ein freundschaftlich-kollegialer und herzlicher König, dem die Audienznehmer ihre alpi-nistischen Visitenkarten überreichten, und das sind schließlich nicht irgendwelche be-liebigen Leute, sondern selber „Fürsten der Welt“ sowie „Herren in Fels und Eis“.
Der Abend endete, wie immer, im Reaktorkern des ÖAK: drangvoll verdichtet an der Theke in der winzigen Küche. Zwar nicht „One O‘Clock“ – aber doch etwa um Mitter-nacht. Und dabei hätte es noch so viel zu erzählen gegeben …………………. Adi Mokrejs