Hoher Kasten, 3.189 m, Nordwand, 450 m
Erstbesteigung „Die Abenteuer des Augie March“
von Max Sparber und Thomas Bubendorfer am 20.2.2019
Charakter: Anspruchsvolle Mixed Route von 11 Seillängen. Das Eis ist in den ersten drei Seillängen sehr dünn und hat an den meisten Stellen kaum Haftung am glatten und steilen Gneis. Die dünne, senkrechte Eisspur in der 3. Seillänge (Foto) ist beim Nachstei-gen weggebrochen. Eisschrauben haben hauptsächlich „optischen“ Charakter (längere als 10 cm bringen ohnehin nichts). Der Fels ist in den ersten 3 Seillängen sehr gut. Sie sind auch die klettertechnisch schwierigsten. Nach oben wird der Fels immer schlech-ter. In den Seillängen 4-11 haben wir bis auf insgesamt 3 Eisschrauben keine einzige Zwischensicherung untergebracht. 3 dieser Seillängen sind nicht schwierig, in den rest-lichen gibt es immer wieder heikle Passagen auf abschüssigem, brüchigem, von Schnee bedecktem Fels. Das Gelände in diesen Seillängen erinnert an die Matterhorn Nord-wand. Alle Seillängen sind sehr lang (die 1. 45 m, die 2. 55 m), und ab der 3. fast immer 60 m.
Beste Zeit: Dezember bis März/April.
Zustieg: Von der Rudolfshütte über den Sommerweg (eisige Stelle!) ca. 190 Höhenme-ter auf den Gletscher abfahren und von dort ca. 640 Höhenmeter am rechten Rand des Gletschers zum Einstieg. Die Lawinensituation muss natürlich beachtet werden, die letzten 200 Höhenmeter sind ziemlich steil. Bei wenig Schnee Spaltengefahr.
Absicherung: Normalhaken (vier in der ersten, je einer in der 2. und 3. Seillänge). Die erste Seillänge (M6) ist zusätzlich gut mit kleineren Friends abzusichern, die 2. Seillänge kaum (etwa M6-, Wi6-), sie ist ziemlich moralisch, in der 3. SL (eine Stelle sicher M7) braucht man für einen perfekten Riss zwei Friends bis Größe 2. Den Haken an der Schlüsselstelle in der 3. SL hätten wir gern mit einer Reepschnur verlängert, hatten beim Abseilen aber keine mehr. Wiederholer können sich auf perfekte Standplätze freu-
en, die Max sorgfältigst eingerichtet hat (immer 2 Haken, teilweise plus Stopper, mit Reepschnüren ausgeglichen, am 10. Standplatz ein „Angel“ plus Friend. Nur den 5. Standplatz müssen sich Wiederholer im Eis selbst einrichten.
Abstieg: Abseilen. Die erste Abseilstelle am Kastengrat befindet sich rechts ca. 7 m über der Scharte. Achtung beim 4. Stand: dieser befindet sich im Sinne des Aufstiegs relativ weit links von der gekletterten Linie (siehe Wandfoto SL 4). Eine Abseilstelle (5. Stand) mit Abalakov.
Ausrüstung: 3 kurze Eisschrauben (eine lange für den Abalakov Stand nach der 5. SL), ein Satz Friends bis Größe 2, 6 Expressschlingen. Einen Hammer und ein paar dünne Haken mitzunehmen ist sicher keine schlechte Idee, vor allem im Falle einer Begehung nach dem Sommer.
Erstbegehung im Reintal (Ahrntal, Südtirol)
Max Sparber: „No country for old men“, sagt Thomas lachend, als ich erschöpft am Stand der vierten Seillänge ankomme! Noch immer frage ich mich, wie er diese Glasur so entspannt vorsteigen konnte! Die 10 cm Schraube, welche bei der Hälfte abgebunden war, hätte wohl kaum einen Sturz gehalten!“
Thomas Bubendorfer: „Max Sparber und ich haben mit „No country for old men“ im Ahrntal meine bisher anspruchsvollste Mixed Route erstbestiegen. Der Routenname ist eine Referenz zu einem der Bücher meines zeitgenössischen Lieblingsschriftstellers Cormack McCarthy.“
Info & Topo auf https://www.bergsteigen.com/touren/eisklettern/no-country-for-old-men/
Glockner-Erstbegehung
Am 14. April 2018, ein Jahr nach seinem schweren Eiskletterunfall gelang dem 55-jährigen Pongauer Extrem-Bergsteiger bei Kals eine neue Route im Schwierigkeitsgrad M8 über die Südwand auf der Osttiroler Seite des Großglockners (9 kombinierte Seillängen zum Stüdlgrat, zurzeit die schwierigste Route am Großglockner).
Thomas Bubendorfer: „Für mich ist es natürlich noch eindrucksvoller als für meine Freunde Hans Zlöbl und Max Sparber, denn ich war beim Sterben, keiner der Ärzte hat dran geglaubt, und jetzt habe ich das machen dürfen oder können.“ Dass er jemals wieder gesund würde, war für die Mediziner alles andere als sicher, denn zahlreiche gebrochene Rippen, innere Verletzungen und ein Schädeltrauma boten wenig Raum für Optimismus „Die Ärzte in Padua meinten, dass es zwei bis drei Jahre dauern würde, bis die Lunge sich wieder erholt hätte, wenn überhaupt. Ich sorgte mich wegen des Fußes, in dem sieben Schrauben steckten, schaute nur jeden Tag, was ich noch tun könnte und was nicht.“
„Das dritte Leben“ nennt Bubendorfer die neue Route auf den Großglockner: „Mit dem ersten bin ich auf die Welt gekommen. Das zweite war 1988, als ich in der Liechensteinklamm bei Werbeaufnahmen 20 Meter abgestürzt bin. Und nach meinem Unfall im März 2017 lag ich mehr als fünf Minuten mit dem Gesicht nach unten im Wasser und danach sechs Tagen im Koma. Das zu überleben und nach einem Jahr keine Folgen mehr zu spüren, das ist das dritte Leben.“
Topo & Infos auf https://www.bergsteigen.com/touren/eisklettern/das-3-leben/
https://www.mountainrevolution.at/news/grossglockner-suedwand-das-3.-leben-erstbegehung