Herbert Oberenzer, Klaus Oberhuber, Ignaz Obermüller, Karl Ölmüller, Franz Österreicher, Gerhard Osterbauer, Elke Oßwald …
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Gerhard Osterbauer „Freunde haben ist ein zweites Dasein“
Lieber Gerhard Osterbauer!
Dein Tourenbericht ist wahrlich beachtlich, an- spruchsvollste Bergtouren in den Ost- und West- alpen. Oft allein, ohne sichernden Gefährten. Im Himalaya hast du ohne künstlichen Sauerstoff zwei Achttausender erstiegen, den Shisha Pangma (8013 m) im Jahr 1997 und den Gasherbrum II (8035 m) im Jahr 2000. Dein Abenteuergeist führte dich auf alle Kontinente, immer kehrtest du mit Gipfelerfolgen nach Wien zurück, wo man dich durchaus respektvoll als „wilden Hund“ bezeichnen würde … Was mich aber besonders berührt, ist dein lieber, sehr persönlicher Nachruf auf deinen Freund und Kletterpartner Rudi Zabusch; aber davon später.
Hubert Christian Ehalt, Universitätsprofessor und Wissenschaftsreferent der Stadt Wien schreibt am 20. August 2013 in einer Wiener Tageszeitung: „Auf uns allen lastet großer Druck: Leistung erbringen, Erfolg haben, glücklich sein. Durchschnitt genügt nicht, arbei- ten heißt Karriere machen … in der Arbeitswelt, die auf alle anderen Bereiche ausstrahlt, herrscht ein Zeit- und Erfolgsdruck, der keinen „Spielraum“ für eigenständige und kreative Beziehungsgestaltung bietet. Effizienz ist angesagt, meistens darf man nur Werkzeug sein für unternehmerische Ziele und „Produkte“, die für das Menschliche wenig Platz bieten.“
Beim Bergsteigen, insbesondere beim Expeditionsbergsteigen ist es heute nicht viel anders, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Deine Erinnerungen an deinen Freund Rudi Zabusch geben Einblicke in eine besondere, schöpferische und empathische Be- gegnung. Für mich Anlass, den Begriff des Freundes etwas näher zu beleuchten.
Vielleicht verhält es sich mit dem Bergsteigen ohnehin wie mit der Dichtkunst: Man muss dazu geboren sein, muss vor allem Lust und Liebe dazu haben, aber auch Übung und Erfahrung müssen dazukommen. Aristoteles ist auch im heutigen Alltag präsent. In seiner Nikomachischen Ethik entwirft der nüchterne Denker etwas, das man ihm eigentlich nicht zutraut: eine Philosophie des Glücks. Zum Glück gehört ein Leben in Beziehung, ein Leben „in der Verflochtenheit“, wie es bei Aristoteles heißt, „denn der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen.“
In der Neuzeit setzt sich diese Wertschätzung fort: „Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme“, verkündet im 17. Jahrhundert der spanische Philosoph und Theologe Balthasar Gracian. In seinem Handorakel „die Kunst der Weltklugheit“ lässt er uns wissen: „… Wenige taugen zu guten Freunden, und dass man sie nicht zu wählen ver- steht, macht ihre Zahl noch kleiner. Sie sich erhalten ist mehr, als sie zu erwerben wissen … Keine Einöde ist so traurig wie ein Dasein ohne Freunde. Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme. Sie ist das einzige Mittel gegen das Unglück, gleichsam das aufatmen der Seele“.
Zurück zu dir und Rudi Zabusch. Wie für viele Wiener Bergsteiger begann eure Bergstei- gerlaufbahn an der Mizzi Langer Wand. Eure Begehung des Stüdlgrates auf den Groß- glockner erinnert mich an zwei meiner Schul- und Bergfreunde. Auch sie begingen bei schlechtem Wetter den Stüdlgrat seilfrei – aber nicht aus Übermut, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie einander auf der Stüdlhütte dabei ertappt hatten, dass jeder derselben „Herzliebsten“ eine Karte schrieb … Mit Steigerung der Schwierigkeiten eurer Kletterfahrten steigerte sich nicht nur die gegenseitige Wertschätzung, es reifte auch eure Freundschaft. Obwohl Rudi achtundzwanzig Jahre älter war als du, war er für dich nicht der „Alte“. Er war für dich, wie du charmant bemerkst „wie ein guter Wein – er wur- de mit dem Alter immer besser… „In seinem letzten Jahr war es kein Bergseil, das uns ver- band. Es war das Seil einer Freundschaft, die nach den gemeinsam erlebten Bergjahren auch im Tal herunten bestand,“ schreibst du.
Rudi Zabusch ist 2007 abgestürzt, aber in der Erinnerung werden die schönsten Erfah- rungen lange in dir nachklingen, viele davon ein ganzes Leben lang. „Freunde haben ist ein zweites Dasein.“ Quelle: Nie das Gleiche, Essays und Briefe eine ausgewählte Biografie der „Reichensteiner“
Extreme Touren in den Alpen, darunter: Dachl-Rosskuppenverschneidung „Todesverschneidung“ VI+/A2 (Gesäuse); Dachl Nordwand Komplizierte VII-/A1 (Gesäuse); Reichenstein NO Pfeiler VI (Gesäuse); Dachstein Südwand Steinerweg V-, seilfreie Alleinbeg. 2h 10 min (Dachstein); Torstein Südverschneidung r.p. VII (Dachstein); Große Bischofsmütze Direkte Nordwand VI/A0 (Gosaukamm); Hochkönig Südwand „Gloria Patri“ VII- (Hochkönig); Große Zinne Nordwand „Comici“ VI/A0 (Sextener Dolomiten); Tofanapfeiler VI/A1 (Tofana/Dolomiten); Piz Palü Bumiller Pfeiler V+/600 im Eis (Bernina/Schweiz); Piz Gemelli gesamte Nordkante VI (Bergell/Schweiz); Mönch Nollen 600 im Eis (Berner Oberland/Schweiz); Mt. Blanc 4.807m verschiedene Aufstiege … Ausserdem etliche alpine Alleinbegehungen und Winterbegehungen bis zum VI. Schwierigkeitsgrad, und Sportklettereien in vielen verschiedenen europäischen Gebieten bis VIII+.
EXPEDITIONEN UND REISEN:
1992 | Kenia/Tanzania | Kilimanjaro 5.895 m, Mount Kenya 5.188 m |
1993 | Ecuador | Cotopaxi 5.898m (2 x), Chimborazo 6.310 m |
1994 | Ecuador | Chimborazo 6.310 m, Cayambe 5.677 m |
1995 | Tibet | Expedition zum Cho Oyu 8.201 m, Abbruch im Basislager |
1996 | Mexiko | Popocatepetl 5.465 m, Ixtaccihuatl 5.270 m, Pico Orizaba
5.700 m (jeweils Alleinbesteigungen) |
1997 | Tibet | Shisha Pangma 8.013 m, Besteigung ohne künstlichen Sauerstoff in 36 Stunden vom Basislager zum Gipfel |
1998 | Nepal | Baruntse 7.220 m, Expedition abgebrochen |
2000 | Tibet | Gasherbrum II 8.035 m, Besteigung ohne künstlichen Sauerstoff |
2002 | Tibet | Expedition zum Cho Oyu 8.201 m, Versuch einer Besteigung im Alpinstil, Abbruch auf 7.200 m wegen Schneesturm |
2002 | Chile | Aconcagua 6.962 m, Solo Nonstop Besteigung vom Basislager zum Gipfel in 11 h 25 Minuten |
2003 | Russland | Elbrus 5.642 m, Besteigung in 5 h 34 Minuten |
2004 | Alaska | Denali 6.194 m, Besteigung in 9 Tagen |
2005 | Antarktis | Mount Vinson 4.897 m, Besteigung in 8 Tagen |
2007 | China | Muztagh Ata 7.554 m, Abbruch auf 7.050 m |
2009 | West-Papua | Carstensz Pyramide 4.884 m, Besteigung in 3 h 20 Minuten |
2012 | Bolivien | Cerro Austria 5.000 m, Pequeno Alpamayo 5.370 m, Mirador 5.224 m, Huayna Potosi 6.088 m (Abbruch auf 6.030 m) |
2014 | Nepal | Gokyo Ri 5.347 m |
2015 | Ladakh | Stok Kangri 6.153 m |